Tischtennistische nach EN-14468-1

Wer sich mit dem Kauf eines Tischtennistisches befasst, kümmert sich vermutlich in erster Linie nicht um europäische Normen. Im Vordergrund stehen eher Argumente wie Preis, Stabilität, Design, Plattenstärke und Wetterfestigkeit. Doch ein Blick auf die EN-14468-1 lohnt sich. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, warum sich ein genauer Blick lohnt und wie Ihnen die Norm bei der Auswahl ihres Tischtennistisches helfen kann.

Was bedeutet die Norm 14468-1 bei Tischtennistischen?

Die EN 14468-1 («EN» steht für «Europäische Norm») definiert seit 2005 die Anforderungen und Prüfverfahren für Pingpongtische in Europa. Dabei werden unabhängig von Preis und Marke unter anderem folgende Eigenschaften geprüft:

  • Mobilität des Tischtennistisches (mit oder ohne Rollen, Qualität der Räder)
  • Klappmechanismus (wie sicher ist der Tisch beim Auf- und Zuklappen)
  • Verhinderung des Einstiegs zwischen die Tischplatten (insbesondere Kinder sollten nicht zwischen die Platten gelangen können)
  • Die Masse der Spielunterlage und die Höhe des Tisches (wie viele Millimeter weichen die Tische von der Normgrösse 247 x 152,5 x 76 cm ab)
  • Ballabsprungverhalten (wie regelmässig und hoch springt der Ball ab)
  • Ebenheit der Platte (je gerader die Platte, desto besser)

Anhand dieser und weiteren Eigenschaften werden die Tischtennistische in Kategorien von A bis D unterteilt. Wobei ein A-Rating vornehmlich Tischtennistische für den Wettkampf und Hochleistungssport erhalten (also Indoor-Tischtennistische). Für Outdoor Tischtennistische ist ein B-Rating ein Zeichen für höchste Qualität, gefolgt von den Klassen C und D mit mittlerer, respektiver eher geringer Qualität.

 

Outdoor Pingpongtische nach EN-14468-1 eingeteilt

Bevor wir auf die Details der Norm und mögliche Auswirkungen auf die Tischtennistische eingehen ein erster Vergleich der Tischtennistische der grössten Hersteller im europäischen Raum (Sponeta, Kettler und Cornilleau).

 

Outdoor Tischtennistisch Einsteiger-Modelle nach EN-14468-1 (bis ca. 700 Franken UVP):

  • Cornilleau Outdoor 100X und 200X: Klasse D
  • Kettler K1 und K3: Klasse D
  • Sponeta S 1-12 e und S 2-72 e: Klasse D
  • Sponeta S 3-46 e: Klasse C

Der Sponeta S 3-46 e bekommt als einziger Outdoor Tischtennistisch für Einsteiger eine mittlere Qualitätsbeurteilung nach EN-14468-1 (Klasse C). Das dürfte auch daran liegen, dass er bereits mit einer 5 mm dicken Platte ausgestattet ist, auf der die Bälle naturgemäss besser abspringen als auf den 4 mm dünnen Platten der Konkurrenz.

 

Outdoor Tischtennistische nach EN-14468-1 (ab 700 Franken UVP):

  • Cornilleau Outdoor 300X, 400X, 500X, 600X, 700X: Klasse C
  • Kettler K5 und K10: Klasse B
  • Sponeta S 4-70 e, S 4-73 e, S 5-70 e und S 5-73 e: Klasse B

Hier öffnet sich ein Graben zwischen den Herstellern. Trotz sehr ähnlicher Ausstattung erhalten die Cornilleau-Tischtennistische nur ein mittleres Qualitätsurteil (Klasse C). Im Vergleich dazu werden die Kettler- und Sponeta-Tischtennistische in die Kategorie B eingestuft – für Outdoor Tischtennistische die Top-Bewertung.

Weiter unten in diesem Artikel schauen wir nochmals etwas genauer hin und vergleichen drei Mittelklasse-Modelle der Hersteller miteinander.

 

Warum die EN-14468-1 Einfluss auf den Spielspass haben kann

Den langfristigen Spielspass NUR mit der Norm zu messen ist natürlich etwas übertrieben. Trotzdem kann die Einstufung des Tischtennistisches nach EN-14468-1 ein Indikator dafür sein.

Während sich die Mobilität und der Klappmechanismus kaum auf die Spielqualität auswirken hat die Einstufungen der Tischtennisplatte direkten Einfluss auf die Qualität des Spiels. Auf einer Platte mit starker Wölbung oder einem unregelmässigen Ballabsprungverhalten macht das Spiel weniger Spass als auf einer hochwertigen Unterlage.

Wir wissen: Je dicker die bei Outdoor Pingpongtischen am meisten verbreitete Melaminharzplatte ist, desto besser ist das Absprungverhalten des Balles. Den Unterschied zwischen einem Tischtennistisch mit einer 4 mm-Melaminharzplatte zu einem Tisch mit einer 6 mm dicken Platte ist deutlich spürbar. Auf einer Platte mit 6 mm werden Sie ein höheres und regelmässigeres Abspringen des Balles feststellen als auf einem Tischtennistisch mit einer dünneren Melaminharzplatte. Noch besser – also regelmässiger und höher – springen die Bälle auf noch stärkeren Spielunterlagen ab, auch wenn der Unterschied zwischen 6, 7 und 10 Millimetern nicht mehr ganz so deutlich spürbar ist.

Aber zurück zur EN-14468-1. Melaminharzplatte ist nicht gleich Melaminharzplatte. Auch bei gleich starken Platten kann es Unterschiede geben. Genau diese Unterschiede werden beim Prüfverfahren in Millimetern gemessen. Wie hoch springt der Ball ab und vor allem auch wie regelmässig? Der gleiche Ball sollte mit gleicher Geschwindigkeit bei gleichbleibender Fallhöhe auf der ganzen Spielfläche immer möglichst gleich abspringen. Springt er an einer Stelle 23 cm ab, an einer anderen Stelle aber 24 cm, macht das die Spieloberfläche unberechenbarer. Diese Unterschiede werden gemessen und sind mitverantwortlich für die Einstufung in die Kategorien. Ebenfalls gemessen wird die Ebenheit der Tischtennisplatte. Also wie sehr sich die Platte wölbt. Fällt der Tisch nach aussen hin markant ab, wird der Tisch schlechter eingestuft. Daraus ergeben sich die verschiedenen Kategorien mit entsprechend kleiner und grösserer Toleranz.

Kategorie A:
Ballrücksprung: 230 –260 mm
Differenz zwischen dem höchsten und tiefsten Ballrücksprung: max. 5 mm
Toleranz Ebenheit: max. 4 mm

Kategorie B:
Ballrücksprung: 230 –260 mm
Differenz zwischen dem höchsten und tiefsten Ballrücksprung: max. 7 mm
Toleranz Ebenheit: max. 7 mm

Kategorie C:
Ballrücksprung: bis zu 210 mm
Differenz zwischen dem höchsten und tiefsten Ballrücksprung: max. 5 mm
Toleranz Ebenheit: max. 10 mm

Kategorie D:
Ballrücksprung: bis zu 180 mm
Differenz zwischen dem höchsten und tiefsten Ballrücksprung: max. 5 mm
Toleranz Ebenheit: max. 15 mm

 

Wie hilft EN-14468-1 bei der Auswahl des Tischtennistisches?

Wie bereits erwähnt, ist die Kategorie A vornehmlich für Wettkampfische Indoor vorbehalten. Diese weisen mit ihrer Holzspanplatte das beste Absprungverhalten des Balles auf – sind dafür aber nicht für den Outdoor-Bereich geeignet (was keinen Einfluss auf die Bewertung hat). Wir sehen jedoch auch, dass die Outdoor-Tischtennistische in der Klasse B das beinahe identische Absprungverhalten wie Wettkampftische aufweisen. Einzig die Toleranz zwischen dem höchsten und tiefsten Ballrücksprung ist um 2 mm grösser.

Unterschiede gibt es auch bei der Ebenheit. Während Wettkampftische der Kategorie A eine sehr geringe Toleranz in der Wölbung aufweisen dürfen, wird diese bei der Kategorie B bereits etwas grösser und steigt weiter bei den Kategorien C und D. Ab einer Wölbung von 1 cm (Kategorie C) dürfte die Wölbung eines Tisches auch von Auge sichtbar werden.

 

Mit anderen Worten: Wenn Sie einen Outdoor Pingpongtisch höchster Qualität möchten, sollten Sie sich für einen Tisch der Kategorie B entscheiden.

Klar ist auch, dass Outdoortische mit dünnen Platten unabhängig von der Qualität des Materials gar keine so hohe Einstufung bekommen können wie Tischtennistische mit dickerer Melaminharzplatte. Der Ball auf einer dünneren Melaminharzplatte kann ganz einfach nicht gleich hoch und regelmässig zurückspringen, wie auf einer dickeren Platte. Dessen sollten Sie sich bewusst sein, wenn Sie sich für einen günstigeren Einsteiger-Tisch mit dünnerer Platte entscheiden.

 

Eine Wölbung von bis zu 1 cm liegt für Tischtennistische der Kategorie C innerhalb der Toleranzgrenze. Die Wölbung dürfte dann bereits von Auge sichtbar sein.
Eine Wölbung von bis zu 1 cm liegt für Tischtennistische der Kategorie C innerhalb der Toleranzgrenze. Die Wölbung dürfte dann bereits von Auge sichtbar sein.

 

Tische von Cornilleau, Kettler und Sponeta nach EN-14468-1

Schauen wir nochmals genauer hin und vergleichen drei Pingpongtische im mittleren Preissegment von Cornilleau, Kettler und Sponeta.

Der Kettler K10, der Sponeta S 5-70 e und der Cornilleau 500X sind alle mit einer 6mm dicken Melaminharzplatte ausgestattet und werden von den Herstellern als hochwertige Tische beworben. Sowohl der Kettler K10 als auch der Sponeta S 5-70 e werden nach EN-14468-1 in die Kategorie B eingestuft – und erwähnen diese auch auf der Herstellerseite mehr oder weniger prominent. Damit gelten der Kettler K10 und der Sponeta S 5-70 e als sehr hochwertige Tischtennistische mit hoher Qualität und langer Lebensdauer.

 

Sponeta bewirbt die Einstufung in die Klasse B prominent auf der Webseite.
Sponeta bewirbt die Einstufung in die Klasse B prominent auf der Webseite.

 

Bei Kettler wird die Klasse als eines der ersten Argumente erwähnt.
Bei Kettler wird die Klasse als eines der ersten Argumente erwähnt.

 

Bei Cornilleau muss etwas genauer hingeschaut und die technischen Daten studiert werden. Dort sehen wir, dass der 500X nur in die Kategorie C eingestuft wird. Das erstaunt etwas, da sich Cornilleau als Hersteller von hochwertigen Tischtennistischen einen Namen gemacht hat. Selbst das Top-Modell Cornilleau 700X wird in die Kategorie C eingestuft und gilt nach der EN-14468-1 somit als weniger hochwertig als die Modelle von Kettler und Sponeta.

 

Bei Cornilleau muss man schon weit nach unten scrollen, um in den Spezifikationen die Klasse zu finden.
Bei Cornilleau muss man schon weit nach unten scrollen, um in den Spezifikationen die Klasse zu finden.

 

 

Fazit: Tischtennistische nach EN-14468-1

Ein genauer Blick auf die EN-14468-1 kann sich lohnen. Selbst bei nahezu identisch ausgestatteten Tischen gibt es Unterschiede in der Qualität. Was genau ausschlaggebend für eine bessere oder schlechtere Einstufung der Tischtennistische nach EN-14468-1 ist oder wo bei der Herstellung gespart wurde, bleibt das Geheimnis der Hersteller. Falls Sie auf Nummer sicher gehen möchten, wählen Sie im Zweifelsfall lieber einen Tischtennistisch mit der Klasse B. Das sind unabhängig geprüfte und hochwertige Tische mit langer Lebensdauer.